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Uno-Klimagipfel Deutschland steigt aus der Finanzierung fossiler Brennstoffe aus

Nun also doch: Nachdem in der vergangenen Woche 25 Staaten beschlossen hatten, die Finanzierung fossiler Brennstoffe zu beenden, schließt sich nun auch Deutschland der Allianz an – mit kurzer »Überbrückungszeit«.
Erdölförderanlagen im Ausland wird Deutschland ab Ende 2022 nicht mehr finanzieren

Erdölförderanlagen im Ausland wird Deutschland ab Ende 2022 nicht mehr finanzieren

Foto: Kanok Sulaiman / Getty Images

Deutschland tritt einer Staaten-Allianz bei, die nach dem Ende des nächsten Jahres nicht mehr in fossile Energien im Ausland investieren wird. Das verkündete Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth am Dienstag auf der Uno-Klimakonferenz in Glasgow, wie die Nachrichtenagentur AFP mitteilte.

Am vergangenen Donnerstag hatten bereits die Regierungen der USA und rund 20 weiterer Länder angekündigt , sich bis Ende 2022 aus der Finanzierung von Kohle-, Erdöl- und Erdgasprojekten im Ausland zurückzuziehen. Auch mehrere Banken wollen die Finanzierung fossiler Brennstoffe beenden und stattdessen in grüne Energien investieren.

Dabei geht es allerdings nur um Projekte, die die Länder mit öffentlichen Mitteln außerhalb ihrer eigenen Landesgrenzen unterstützen.

Keine Kredite an Kohle-, Öl- oder Gasprojekte

Dennoch gilt die Entscheidung als weitreichend, weil sie bedeutet, dass an Kohle-, Öl- oder Gasprojekte keine Kredite oder Förderungen mehr vergeben werden dürfen.

Deutschland war dieser Allianz zunächst nicht beigetreten. Flasbarth hatte noch am Montag gesagt, die geschäftsführende Bundesregierung prüfe die Möglichkeiten derzeit. Es seien noch »Fragen zu klären«.

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Im Gegensatz zu den USA und Kanada – beides große Gas- und Ölförderländer – habe Deutschland Bedenken, die Gelder für Gasprojekte komplett zu streichen. Dabei handele es sich laut Flasbarth zum »allergrößten Teil um Investitionen in Effizienzverbesserung bestehender Gas-Infrastrukturen«.

Doch kein echter Austritt?

Nun sagte der Umweltstaatssekretär jedoch: Der Beitritt sei jetzt möglich, weil Deutschland die Bestätigung erhalten habe, dass in Einzelfällen weiterhin Investitionen in Gasinfrastruktur möglich seien.

Alle Artikel zum Uno-Klimagipfel

Anfang November trifft sich die Staatengemeinschaft im schottischen Glasgow zur 26. Uno-Klimakonferenz, der COP26. Auf dem zweiwöchigen Treffen geht es darum, die Ziele der Länder zu erhöhen und gemeinsame Regeln für den Kampf gegen die Klimakrise zu definieren. Lesen Sie hier alle Artikel zum Gipfel.

Dies kann laut Flasbarth etwa sinnvoll sein als Überbrückung beim Ausstieg aus der Kohle und dem Einstieg in die erneuerbaren Energien. Auch für die Produktion von grünem Wasserstoff werde Erdgas gebraucht. »Das muss natürlich auf die Zukunft gerichtet sein«, sagte Flasbarth zu den möglichen Investitionen. Außerdem seien diese Ausnahmen nur noch in einem Übergangszeitraum »von wenigen Jahren« nötig.

Die Initiative geht weiter als die Zusagen der G20

Da die Vereinbarung alle fossilen Brennstoffe abdeckt, geht sie weiter als die Zusage der G20-Länder aus diesem Jahr, nur die Finanzierung von Kohle im Ausland zu stoppen. China etwa hatte als bislang größter Geldgeber für Kohlekraftwerke in anderen Ländern ebenfalls einen Finanzierungsstopp angekündigt. Auch die Europäische Investitionsbank (EIB) ist Teil der neuen Abmachung.

Laut einer Analyse der gemeinnützigen Organisation Oil Change International investierten die Länder, die das Abkommen unterzeichnet haben, im Zeitraum von 2016 bis 2020 zusammen durchschnittlich 18 Milliarden Dollar pro Jahr in internationale Projekte zur Förderung fossiler Brennstoffe. Das Geld soll weiterhin ärmeren Ländern zugutekommen, nun aber in nachhaltige Energieprojekte fließen.

Der Gesandte der britischen COP-Präsidentschaft, John Murton, äußerte sich »erfreut« über Deutschlands Beitritt. »Warum sollten wir staatliche Gelder im Ausland nutzen, um ein Problem zu verschlimmern, während wir zu Hause versuchen, es besser zu machen?«, argumentierte er für den Ausstieg aus den Auslandsinvestitionen in fossile Energien.

vki/AFP